"Nach der japanischen Philosophie des „Enn“ sind alle Begegnungen und Ereignisse das Ergebnis eines langen Wirkungsprozesses."
Begleitende Worte zu dem Buch "Enn, der Schicksalsfaden", in dem Frau Kazuko Yamakawa, "eine Geschäftsfrau mit ebenso viel Herz wie Verstand", erzählt, wie sie von einem kleinen, in Belgien erworbenen Chenilletüchlein mit wunderschönem Motiv über die Gründung ihrer Firma Montrive - spezialisiert auf den Import von Luxuswaren aus aller Welt - den Kontakt zum Hersteller des Tüchleins, der Firma Feiler in Hohenberg, fand. 1970 die erste Bestellung tätigte und das „Juwel der Stoffe“, wie sie es nannte, auf den japanischen Markt brachte, mit überwältigendem Erfolg.
Sie und ihr Mann gelangten zu beträchtlichem Wohlstand, von dem sie nun etwas zurückgeben will an die kleine Stadt, in der er begründet liegt.
Frau Yamakawa spendete bereits 3,5 Millionen Euro für die Errichtung des Seniorenhauses in der Schulstraße, und eine weitere Million für den kleinen Aktivpark daneben, in denen Familien mit Kindern wunderbar spielen können.
Und überwies im Juni 2021 ein weiteres Mal eine große Summe. 100. 000,00 Euro als Grundstock und Stiftungskapital für die „Yamakawa-Stiftung Lebenswertes Hohenberg“.
Zweck der Stiftung ist es, in bzw. für Hohenberg unter anderem zu fördern oder zu entwickeln:
Altenhilfe, Kultur, Denkmalpflege, Umwelt- und Naturschutz sowie Landschaftspflege, traditionelles Brauchtum; Heimatpflege, Heimatkunde und Ortsverschönerung,
Nun will sie 16 Millionen Euro geben für den Bau von barrierefreien Mietwohnungen für Senioren - denn älteren Menschen zu helfen bereite ihr immer Freude, sowohl in Japan als auch in Hohenberg, welches Frau Yamakwa "Heimat" nennt.
Die Bürger von Hohenberg erfuhren Anfang Februar 2024, dass am Fuße Hohenbergs am nördlichen Ortsrand auf der Flurnummer 513 4 große Mietshäuser á je 6 Wohnungen, neue Straßen und ein Park entstehen werden - Ziel der Bauleitplanung: eine barrierefreie Wohnanlage für Senioren - dass im Herbst die Spenderin aus Japan zum Spatenstich in Hohenberg erwartet wird, und um die Jahreswende 2026/2027 der Wohnpark bezugsfertig ist.
Ein Großprojekt an für den gedachten Zweck ungeeigneter Stelle.
"Ziel des barrierefreien Bauens ist, einen Lebensraum so zu gestalten, dass (...) den Realitäten des älter Werdens und den damit verbundenen Funktions- und Fähigkeitseinschränkungen Rechnung getragen wird."
Jeder, der miterlebt hat, was es bedeutet, wenn bei Menschen durch das älter Werden Funktionen und Fähigkeiten zunehmend eingeschränkt werden, alles immer mühsamer wird und Autofahren schwierig bis Auto aufgegeben werden muß und Fortbewegung zu Fuß trotz sukzessive angepaßter Gehhilfen bis hin zum Rollstuhl letztendlich unmöglich wird, vor allem beim Überwinden von Steigungen, muß bestätigen, dass die auf der 513 geplante Wohnanlage dieses Ziel verfehlt.
Es gibt in Hohenberg vorhandene, geeignetere, zudem in das Ortsbild perfekt integrierte Bausubstanz noch dazu mit bestehenden Grünanlagen, die nachhaltig und sinnvoll umgebaut werden können.
Das auf der 513 geplante Projekt ist aber nicht nur für den gedachten Zweck subobtimal, es hätte auch massive Auswirkungen auf Natur, Pflanzen- und Tierwelt und würde das über all die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte stets beibehaltene typische Stadtbild Hohenbergs genauso unwiederbringlich zerstören wie das Leben der bereits hier lebenden Menschen - Menschen, die sich ganz bewußt für diese ruhige, idyllische, so geschichtsträchtige kleine Stadt entschieden haben. Menschen, die die Nähe zu Natur und ein Leben an ruhiger Ortsrandslage bewußt gewählt und dafür viel Geld investiert haben und weiterhin investieren.
Egal aus welcher Richtung man kommt, die großen, kantigen, hoch aufragenden Mehrfamilienhäuser würden durch ihre blockige Präsenz eine Sichtbarriere darstellen, selbst weithin sichtbar im Orts- und Landschaftsbild, und bedrohlich aufragend für die unmittelbar daneben lebenden Anwohner.
Im aktuellen Bauplan der Stadt ist kein Park mehr enthalten - obwohl die Stadt mit ihm argumentiert: Der im Zuge des Projekts "Wohnpark Yamakawa" geplante Park sei höherwertiger und ökologischer als eine normale, landwirtschaftlich genutzte Fläche - was die 513 nachweislich nicht ist. Aber selbst wenn er berücksichtigt würde, so könnte ein eventuell noch dazu mit nicht heimischen Pflanzen künstlich angelegter und kontinuierlich gepflegter Park nicht den Lebensraum ersetzen, den die feuchte Wiese am Fuße eines großen Quellgebietes bietet, nicht umsonst finden sich hier die Hohenberger Störche zur Nahrungssuche ein.
Der Standort für dieses Großprojekt wäre aber auch aus einem weiteren Grund ungünstig.
Nach Kriegsende 1945 war die Einwohnerzahl Hohenbergs durch den Zustrom von über 500 aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, aus Schlesien und dem Sudetenland Vertriebenen sprunghaft angestiegen. Zudem waren durch den Beschuss im April 1945 zusätzlich 30% aller Gebäude zerstört worden. Wohnraum wurde dringend benötigt.
Die kleine "Sudeten-Siedlung" um die Sudetenstraße - die heute noch so heißt - entstand. Mit den typischen Siedlungshäuschen mit Nebengebäuden und großem Garten, für Kleintierhaltung und Selbstversorgung, Siedler erhielten beispielsweise ein Sortiment an Obstbäumen - Apfel, Pflaume, Kirsche etc - in manchen früheren Siedlungshaus-Gärten kann man diese alten Bäume heute noch finden.
Ein Stück Hohenberger Ortsgeschichte, wie die Mühlen, wie das Areal "Winkel" an der Burg, ein historisches Viertel, in das keine modernen Mehrfamilienwohnbauten passen.
Von 1966 bis 2008 bestand ein qualifizierter Bebauungsplan, der Wohnbauflächen vorsah. Unseres Wissens nach war eine zweite "Sudetenstraße" vorgesehen, parallel zur ersten, sprich kleine Einfamilienhäuschen mit großen Gärten. Aufgrund mangelnden Interesses wurde es nie verwirklicht.
Als 2008 die Flurnummer 511 versteigert wurde, hieß es im Verkehrswertgutachten des Sachverständigenbüros Strobel und Spacke: "Nach Angaben der Verwaltungsgemeinschaft Schirnding wird dieses Grundstück in absehbarer Zeit kein Bauland." Die Einschätzung der Wiese gegenüber, darunter Flurstück 513, war analog. Seit 2008 mußte kein Anwohner mit einer Bebauung rechnen, Menschen haben explizit deswegen in ihre Immobilie investiert.
Anfang Februar 2024 erfuhren die Bürger von Hohenberg, dass auf der Flurnummer 513 der "Wohnpark Yamakawa" gebaut wird, ein Plan wurde veröffentlicht.
Vom 05.07.2024 bis 26.07.2024 führte die Stadt dann die Beteiligung der Öffentlichkeit durch, 89 Bürger haben mit ihrer Unterschrift Bedenken gegen den Standort 513 bzw. das dort angedachte Großprojekt vorgebracht, wobei hinter mancher der abgegebenen Stellungnahmen mehr als nur ein Bürger steht.
Weitere Bürger haben ebenfalls Bedenken, wollten sie aber nicht offen äußern, aus Angst, deswegen Ärger zu bekommen von den Projekt-Befürwortern.
Weitere Bürger haben ebenfalls Bedenken, brachten sie aber nicht vor nach dem Motto wozu die Mühe, wir können da doch eh nichts mehr bewirken.
Der Stadtrat hat die in den 89 Stellungnahmen geäußerten Einwände und Bedenken weder entkräftet, wie es im Frankenpostartikel vom 09.08.2024 heißt, noch abgetan, sondern - den Worten von Bürgermeister Hoffmann nach - "gewürdigt, wie es rechtlich sein muß. "
Der Stadtrat stimmte geschlossen für den Bauplan, der den ursprünglich südlich der 4 Häuser eingezeichneten Park nicht mehr beinhaltet, sondern noch mehr Häuser und versiegelte Fläche.
Enn, der Schicksalsfaden.
Kerstin Popps Faszination für die samtige Chenille als frühe Kindheitserinnerung - es waren Frotteehandtücher mit einer Chenillekante mit Delfinen gewesen, kein Phoenix und Rosen, aber irgendwie genauso bedeutsam vielleicht. Ihr Vater, der nur dank Frau Yamakawa seine letzten beiden Jahre so wunderbar verbringen - Stichwort Tagespflege im Seniorenhaus gleich ums Eck - und dann in seinem Zuhause, mit seinen Kindern und seinen beiden Katzen an seiner Seite so wunderbar überwechseln konnte - ihr Vater, der die Webstühle der damals jungen Firma Feiler im Gasthof Zur Krone selbst miterlebt und davon erzählt hat.
Alles hängt in der Tat irgendwie zusammen.
Menschen wünschten, mit Frau Yamakawa über das auf der 513 gedachte Großprojekt zu sprechen, für das sie ihr Geld gibt.
Das von ihr angedachte neue Projekt muß für alle künftigen Bewohner in jeder Beziehung so optimal wie nur möglich sein.
Gleichermaßen aber auch für alle hier lebenden Menschen, und für die Natur und alle Wesen darin.
Heimat und Natur und Leben müssen bewahrt werden für die nächsten Generationen, auch im Andenken an die, die das vor uns taten.